Im Frühjahr des Jahres feierte der Game Boy seinen 25. Geburtstag, den wir alle sicherlich ausgiebig gefeiert haben. Sein Nachfolger, der Game Boy Advance, erblickte am 22. Juni 2001 das Licht Europas und wird somit 13 Jahre alt. Keine Runde Zahl, aber das soll mich nicht davon abhalten, meine liebsten Titel für den Nintendo-Handheld Revue passieren zu lassen!
Der Nachfolger, der Game Boy Advance SP, zog übrigens zwei Jahre Später, am 28. März 2003, in die Elektronikläden des Vertrauens ein (und wurde auch ein Teil meiner eigenen Konsolen-Riege). Was waren, die Spiele, die mich begeisterten und Stunden an den kleinen Klotz fesselten? Den Anfang macht ein Spiel als Teil einer langen Reihe, welche zumindest in westlichen Zocker-Kreisen eher ein Nischendasein fristet:
Harvest Moon: Friends of Mineral Town
Der meiner Meinung nach beste Titel unter den Handheld-Ablegern der Serie erschien am 18. April 2003. Die Bauernhof-/ Lebenssimulation war eines meiner ersten Spiele für den GBA. Dieses Schmuckstück habe ich (wie so viele andere Spiele auch) zufällig im Spieleregal bei Media Markt entdeckt und ohne zu zögern in den Einkaufswagen wandern lassen. Dabei war ich nicht einmal vertraut mit der Serie: So hatte ich mir lediglich Harvest Moon GB einige Male von meinem Cousin ausgeliehen und deshalb nur sporadisch angezockt. Obwohl es mich störte, die Gebäude der Stadt nicht betreten sowie engere Beziehungen zu den Dorfbewohnern eingehen zu können, merkte ich schnell, dass mir das Spielprinzip von ,,HM" große Freude bereitete: Sammeln, ausbauen, abbauen, anpflanzen, pflegen, ernten - diese Tätigkeiten ließen nicht etwa meine bäuerliche Seite aufkochen, nein, vielmehr ließen sie mein Rollenspielerherz höher schlagen!
Mit Harvest Moon: Friends of Mineral Town (HM: FoMT) hatte ich nun endlich meinen ganz eigenen Bauernhof für die Hosentasche.
Was ich gar nicht wusste: Besagter Titel ist der quasi identische GBA-Ableger von Harvest Moon: Back to Nature
für die Playstation aus dem Jahre 2001. Einzig Grafik und einige
Spielelemente, wie das Frisbee-spielen mit dem Hund und die Möglichkeit,
ein zweites Anwesen zu bauen, unterscheiden HM:FoMT vom älteren Bruder. Doch was macht dieses Spiel nun so besonders für mich? In erster Linie liegt es daran, dass es alles das bietet, was in seinen abgespeckten Game-Boy-Vorgängern fehlte:
- Die Spielwelt bestand nicht länger nur aus Dorf, Wald und Farm. Sie war nun viel weitläufiger und lud zum Erkunden ein: Hinzu kam ein Strand, ein kleiner Gebirgsabschnitt, der sogenannte ,,Mutterberg" sowie ein See, welcher im Winter einfror und somit den Zugang zu einer speziellen Höhle ermöglichte, in der Edelsteine abgebaut werden konnten.
- Neben Kühen, Hühnern, einem Pferd und einem Hund, konnten nun auch Schafe gepflegt und geschoren werden.
- Im Teleshoppingkanal konnten nicht nur Einrichtungsgegenstände für das bäuerliche Anwesen, sondern auch Küchengeräte erworben werden, mit deren Hilfe eine Vielzahl von Kochrezepten gezaubert werden konnte. Rührei, heiße Milch oder sogar Sushi? Kein Problem! Hatte man die passenden Zutaten, Geräte und Gewürze, konnte eine Nährstoffreiche Speise hergerichtet werden, die man entweder selbst verspeisen, an einen Dorfbewohner verschenken oder im Kochwettbewerb präsentieren konnte.
- Die Wettbewerbe markierten die Highlights eines Jahres: Dabei boten sie vor allem die Möglichkeit, die Qualität der Tierprodukte zu verbessern: Gewann die geliebte Kuh ,,Berta" den jährlichen Schönheitswettbewerb, gab sie zur Belohnung goldene Milch, die sich zu einem hübschen Aufpreis verkaufen ließ. Daneben gab es den gleichen Schönheitswettbewerb für Schafe, Pferderennen, den eben erwähnten Kochwettbewerb sowie der Hühner-Kampf als einzig brutales Moment im gesamten Spiel. Obendrauf kamen die Feiertage, wie das Sommerfest, Silvester, Weihnachten, und so weiter.
- Neben all diesen und vielen weiteren Aktivitäten, konnte auch eine Familie gegründet werden, was ich immer als Endziel des prinzipiell endlosen Spiels angesehen habe. Und das war gar nicht so einfach: So musste die gewünschte Herzensdame zunächst (meistens Jahrelang) umgarnt, beschenkt und mit Honig, Zuckerwatte und anderen Schleimereien überzeugt werden, dass der Bauertölpel von Hof nebenan der Richtige ist. Nach circa 65 verschenkten Portionen Rührei (ich hatte mir Hühnerwirtin Popuri ausgesucht, die natürlich Eierspeisen favourisiert), 27 Flaschen Parfüm und beinahe 20 Halsketten hat sie dann auch mal ,,Ja" gesagt (wenn das mal im echten Leben so wäre...).
Apropos ,,Jahrelang": Ich habe meinen allerersten Spielstand heute, nach über zehn Jahren, immer noch, d.h. ich habe nie ein neues Spiel gestartet! Dort befinde ich mich im 16.Spieljahr, habe geheiratet, ein Kind und eine Superfarm, die dementsprechend Arbeit macht. Gelegentlich schmeiße ich meinen alten GBA:SP an und spiele ein paar Tage: Ich bewässere meine Pflanzen und kümmere mich um meine Kühe, Schafe und Hühner; ich gehe Angeln, sammle Honig und Trauben im nahen Wald, besuche die örtlichen Läden, in denen ich Lebensmittel und Samen kaufe oder rede einfach nur mit einem der zahlreichen Bewohnern der Stadt Mineral Town, ...
Zum Schluss eine kleine Anekdote:
Ich wäre damals beinahe nie dazu gekommen, dieses Schmuckstück überhaupt zu spielen! Ach Mist, jetzt muss ich doch etwas weiter ausholen: Vor mehr als zehn Jahren bin ich immer gerne in die Spielhalle gegangen. Nein nicht diese verräterische Verarmungsmachinerie, die ohnehin schon güterlose Menschen an die Schwelle ihrer Existenz treibt, sondern eben eine echte Spielhalle voller Arcade-Automaten, Motorradspielen, Lightgun-Shooter, usw ( ... Nun streng genommen ist auch solch eine Spielhalle eine Verarmungsmachinerie, wenn Eltern und Großeltern nicht genügend Acht geben).
Nachdem ich mir also besagtes GBA-Spiel bei Media Markt nebenan stolz besorgte, machte ich mit meinem Opa einen kurzen Abstecher in die Spielhalle. Wir spielten ein Angelspiel, bei dem eine halbe Plastikrute eine echte Angel simulieren sollte und Air Hockey. Die Zeit verstrich und es wurde dunkel, sodass wir uns schließlich auf den Heimweg machten. Sicher angeschnallt im Auto stellte ich mit einem großen Schreck fest: ,,WO IST HARVEST MOON?" Ich hatte die Media-Markt-Tüte samt Spiel tatsächlich in der verfluchten Spielhalle vergessen! Also bin ich schnell wieder hineingerannt und habe die rote Tüte mit dem wertvollen Inhalt am Empfang abgeholt, wo sie ein sehr netter Mensch glücklicherweise abgegeben hat.
Die Moral der Geschichte? Fundsachen immer schön abgeben und Spielhöllen am besten meiden, dann führt ihr ein gutes und geregeltes Leben. Wie bei Harvest Moon.
Ich erinnere mich noch an meinen ersten Harvest Moon Teil, auf dem Gameboy Color.
AntwortenLöschenUnzählige Stunden habe ich damit verbracht, bis ich mir eines Tages einen weiteren auf dem DS zugelegt habe, welcher für mich aber direkt von Beginn an absolut langweilig erschien.
Ein weiterer Teil konnte meine Meinung leider ebenso wenig umstimmen, sodass ich der Überzeugung bin, das die HM Reihe mittlerweile tot erscheint.
Ein Teil auf der Playstation war noch wirklich gelungen und hatte Spaß gemacht, aber die neueren Teile scheinen lediglich ein Aufguss vergangener Tage zu sein.
Schade eigentlich.