Dienstag, 22. April 2014

Nostalgeek: Der Game Boy wird 25! - Meine Game Boy-Spielebox in der retrospektive




Aus aktuellem feierlichen Anlass ist es an der Zeit jene Game Boy-Spiele unter die Lupe zu nehmen, die im Antwortkatalog der Frage: ,,Welches war euer liebestes Spiel für Nintendos Handheld?" nur selten Erwähnung finden. Neben Pokemon, The Legend of Zelda, Mega Man, Super Mario und Co. haben der graue Klotz und seine etwas farbenfrohere Weiterentwicklung eine Vielzahl Spiele hervorgebracht, die zwar nicht den Klassikerstatus erreicht haben, aber dennoch nicht im Nirwana längst vergessener Spiele verschwinden dürfen. Denn diese Spiele, sowohl Geheimtipps, als auch Gurken, haben den Helden der 90er ebenso geprägt und Gesicht verliehen! Zeit also, einen Blick in meine kleine Spielebox zu werfen, die seit 15 Jahren ihren Platz im Regal tapfer verteidigt.




Wario Land 3



Der 2D Platformer Wario Land 3, vor 14 Jahren für den GB Color erschienen, ist im direkten Vergleich mit Genre-Bruder Mario durch ein interessantes und gleichzeitig kontroverses
Alleinstellungsmerkmal gekennzeichnet: Wario kann nicht sterben. Als Kind, das die große Herausforderung sucht, ihr aber noch nicht so richtig gewachsen ist, war dieses Feature sehr reizvoll. Wer stirbt schon gern in Videogames (...fragt eine begeisterte Dark Souls-Spielerin)? Als Kind waren die Dinge nun mal anders bemessen: Du willst nicht verlieren, musst immer am besten sein. Allein der Erfolg und der Gewinn zählen – wie praktisch ist es dann,wenn die Enttäuschung des Verlierens in diesem Spiel ausgeschlossen ist?



Die Story ist simpel: Wario entdeckt bei einem Rundflug in seinem roten Propellerflugzeug eine geheimnisvolle Höhle, in der sich eine scheinbar magische Musikbox befindet. Bei dem Versuch, besagte Box unter Augenschein zu nehmen, wird er plötzlich in diese hineingezogen. Eine Gottheit, die über die Miniatur-Welt im inneren der Box zu wachen scheint, taucht auf und beauftragt Wario fünf Artefakte ausfindig zu machen, um seine Freiheit zurück zu erlangen. So beginnt ein Abenteuer - und das ist doch wahrlich kein Problem für den Schnauzbartträger! (...und vielleicht springt für ihn noch der ein oder andere kostbare Schatz heraus)

Versteckte Kisten versprechen Loot
Wario ist zwar unzerstörbar, trotzdem muss er sich vor seinen Gegnern in Acht nehmen. Diese können nämlich die physische Erscheinung des grimmigen Zeitgenossen verändern: So kann Wario bei Feindkontakt in eine Sprungfeder oder in eine lodernde Fackel verwandelt werden, wobei der Spieler zu diesem Zeitpunkt die komplette Kontrolle über die Spielfigur verlieren kann. Warios Wandlungen unterbrechen nicht etwa den Spielfluss, vielmehr eröffnet ihre richtige Anwendung (d.h. Die richtige Feindberührung zur richtigen Zeit) neue Areale im Spiel, indem Wario beispielsweise als lodernde Flamme die dazugehörigen Blöcke zerstört. Zudem erlernt der Schnauzbartträger im Laufe des Spiels Abilities (rempeln, Bodyslam), die dem Spieler ebenso Zugang zu neuen Level-Bereichen gewähren. Das ist erfrischend und mischt Rollenspielelemente unter den 2D-Platformer, da die Levels mit den passenden Fähigkeiten immer wieder neu besucht werden müssen, um alle spezielle Münzen sowie Artefakte zu erhalten.


Dick vom Dounut: In diesem Zustand kann sich Wario nur schwer bewegen

Wario Land 3 erhält seinen speziellen Reiz nicht primär wegen der Etikettierung seines Genres ,,Jump'n' Run", sondern vielmehr wegen des Sammelwahns, der den Spieler spätestens nach dem Erhalt des ersten der fünf zu sammelnden Hauptartefakte pakt. Ich selbst habe dieses Spiel nie komplett durchgespielt, was aber keineswegs gegen das Spiel spricht: Wario Land 3 ist riesig. Wario Land 3 ist komplex – und diese Komplexität macht es zu einem echten Geheimtipp auf dem Game Boy Color.




Die Schlümpfe – im Alptraumland

Die Schlümpfe – im Alptraumland, das im Jahre 1999 vom Publisher Infogames veröffentlicht wurde, war mein erstes Game Boy-Spiel. Ich als großer Schlumpf-Fan, der heute immer noch ein prall gefüllte Kiste voller Schlumpf-Figuren im Keller aufbewahrt, war natürlich total aus dem Häusschen, als ich dieses Spiel im Regal meines damaligen Stammspielzeuglandens sah. Packung gesehen, Schlümpfe drauf? Gekauft! Leider war dieses Spiel ... nun ja, ich wollte es damals nicht war haben, doch ca. 15 Jahre später kann ich es getrost aussprechen: Eine herbe Enttäuschung, beziehungsweise nicht das, was ich von der Spielschmiede des Game Boy-Wunderwerks erwartet hatte. 


Das lag primär am extremen Schwierigkeitsgrad. Die bittere Erkenntnis eines kleinen Kindes: Die geliebten Schlümpfe sterben ziemlich schnell. Frust und Trauer waren die Folge, und der Faktor Frust war damals ein triftiger Grund, ein Videospiel als Schund abzustempeln. Nichtsdestotrotz, habe ich dieses Spiel, welches ich mir mit Tränen und Bettelei erkämpft hatte, nie aufgegeben und nach einiger Zeit trotzdem Gefallen daran gefunden.



Jedes Level steht für einen bestimmten Schlumpf-Alptraum, den es durchzustehen gilt. So besucht man beispielsweise Handys Werkstatt, Schlaubis Bibliothek oder Papa Schlumpfs Labor. Ohne Cheats bin ich jedoch nie über das dritte Level hinausgekommen. Meistens habe ich einfach nur immer wieder Level 1, die Küche, gespielt, in dem ich von Gargamel verzauberte Würste und verrückt gewordene Erdbeeren verprügeln konnte. Mit speziellen Passwörtern, die ich aus Zeitschriften (beispielsweise der KidsZone) entnahm, konnte ich dann die übrigen Level besuchen, war aber weder fähig, noch geduldig genug, den jeweiligen Schlumpf bis ans Level-Ende zu balancieren. Wenn ich die Screenshots retrospektiv betrachte, kommt trotzdem Freude in mir auf. Ich hatte dieses Game zwar immer wieder in bester Gargamel-Manier verflucht, doch bereitete es mir genau so viel Spaß.

Nostalgie kann so schön sein!


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