Nach der Pressekonferenz
von Microsoft in Redmond am 21. Mai sind nun alle drei Katzen aus dem
Sack. Die Steine für den Weg in eine neue Zukunft des Gaming sind
gelegt. Die Flaggschiffe sind bemannt und die Segel sind gehisst.
Aber Schluss mit den Metaphern. Die Spielekultur hat mit der WiiU,
der XboxOne und der Playstation 4 nun alle Vertreter der neuen
Generation gefunden. Während die WiiU schon etwas länger mit
krummen Rücken auf dem Markt herumschleicht, wird man sich bald zum
Wohle des Geldbeutels für eine Seite der beiden Lager, Microsoft und
Sony, entscheiden müssen. Nintendo, dabei bewusst außen vor
gelassen, wird radikal ausgedrückt wohl immer die (mittelschwer)
exkludierte Instanz sein. Weniger radikal ist die Annahme, dass
Nintendo jedenfalls eine Sonderrolle zukommt. Während Sony mit der
PS4 versucht den eher sicheren Weg zu gehen, indem die PS4 neben ein
paar Social-Features dem Anschein nach nichts weiteres Interessantes
zu bieten hat, schmeißt Microsoft im Gegenzug die volle Ladung
Multimedia auf den Tisch. So ist es nun Zeit zu fragen: Wohin geht
die Reise? In die Tiefen des Casual-Marktes, oder vielleicht zurück
zu den Wurzeln?
Der Sozialfall
Das,
was auf der Sony-PK im Februar gezeigt wurde, war keine Offenbarung.
Das, was gezeigt wurde, hat meine Kinnlade nicht vollends zum
Herunterklappen überzeugen können. Die Hardware-Power der
Playstation 4 war schon im Vorfeld klar und innovative, neuartige
Features waren noch nie Sonys Steckenpferd. Aber finde ist das denn
überhaupt so schlecht? Das äußerst uninteressante und unnötige
Social-Feature mal bei Seite gepackt, scheint die PS4 von allen drei
Neu-Generationsmodellen wohl die konventionellste ihrer Art zu
sein.Viel interessanter als die Konsole selbst, oder zumindest als
der gezeigte, nun etwas futuristischer aussehende Controller, waren
die auf der Pressekonferenz gezeigten Spiele. Während ein neues
Killzone mittlerweile (zusammen mit Call Of Duty) Neumitglied in der
Das-Juckt-Mich-Nicht-Die-Bohne-Gruppe ist, hat dafür Deep Down mein
Rollenspielerherz sofort freudig umherhüpfen lassen.Auch wenn die
Auswahl der gezeigten Spiele doch etwas ernüchternd war, hat sie
zumindest einen kleinen Vorgeschmack gegeben, auf das, was uns in
Zukunft noch erwartet. Diese PK hat immerhin vermuten lassen, dass
die PS4, ihrem gesteigerten Sozialbewusstsein außen vor gelassen,
ihrer Bezeichnung als Spielekonsole weitestgehend treu bleiben wird.
Wie das Gehäuse der PS4 aussehen wird, was sie kosten soll und ab
wann sie von der Ladentheke ins heimische Wohnzimmer wandern soll,
hat Sony natürlich im Dunkeln gelassen. Vielleicht war es aber auch
ein guter Zug im Pistolenduell zwischen Microsoft und Sony. Zwar hat
Sony den ersten Zug gewagt, jedoch können sie nun, nachdem Microsoft
mit der Enthüllung der XboxOne nachgelegt hat, mit der Offenlegung
des Preises, des finalen Release-Termins und des Designs der Konsole
wieder die volle mediale Aufmerksamkeit gewinnen.
Der Reinfall
Was
Microsoft am Abend des 21. Mai 2013 bot, war eine durch und durch
amerikanisierte Vorstellung, in der die nicht minder wichtigen
Spielemärkte, der europäische und der japanische, komplett außen
vor gelassen wurden. Anstatt uns in irgendeiner Weise zu
beeindrucken, wurden die schwersten amerikanische Geschütze
aufgefahren, die da wären: Sport, Waffen und natürlich Fernsehen,
TV und Television. Und das Gerät? Mit der XboxOne erwartet uns ein
Multimediagerät, das eine zugegeben ziemlich coole Sprach -und
Bewegungssteuerung besitzt, das Fernsehen und das Skypen während des
Fernsehens ermöglicht und nebenbei auch noch Call Of Duty und
EA-Sports-Games abspielen kann. Heiß erwartete, bahnbrechende
Exklusivtitel wurden für die abgesonderte Minderheit der
alteingesessenen Hardcore-Gamer auf die E3 verschoben, um diese in
einer für Videospiel unaffinen Mehrheit abgeschotteten Messehalle
aus ihren weißen Tennissocken zu hauen. Dieses Gerät, und dabei
vermeide ich bewusst den Begriff Spielekonsole, ist ein Gerät für
Jedermann. Alles in Einem. Alles für alle. Nur nichts für mich.
Der Sonderfall
Da
Nintendo's eigenwillige Technologien und Innovationen in einer Wolke
aus Verwirrung und Indifferenz verpufft sind, äußert mein
utopisches Ich ein immer größer werdenden Wunsch. Es ist der Wunsch
eines Rückschritts. Ein Rückschritt zurück zu den Wurzeln. Eine
Renaissance. Wäre die Wagnis einer Wiederbelebung der klassischen
Konsole mit klassischer Knopfdruck-Steuerung nicht reizvoll? Wäre
ein Zelda in Hochglanzoptik, ohne Fuchteleinlagen, ohne großes
Brimborium und ohne eine Höher-Weiter-Schneller-Philosophie nicht
äußerst wünschenswert? Nun, für mich als Gamerin, deren Karriere
Mitte der 90er begann jedenfalls schon. Und für all diejenigen, die
sich auch zu technikverdrossenen Retrokult-Anhängern zählen
sicherlich auch. Leider sind wir da in der Minderheit und müssen
weiter im Nostalgiekeller spielen. Oder etwa doch nicht? Denn
anscheinend ist Nintendos neues Flaggschiff, die WiiU, auch bei der
breiten Masse gekentert. Als summum malum wird nicht zuletzt die
Absenz der fehlenden konventionellen (!) Dauerbrenner genannt. Liebes
Nintendo, wir wollen doch nur spielen. Gebt uns das, was ihr am
besten könnt. Gebt uns ein neues Zelda, Super Smash Bros., RPG's im
Stile von Terranigma, Metroid 5 und ein Super Mario, welches ein
Super Mario Galaxy spielerisch um Längen übertrifft. Sicher ist,
dass die Vorstellung einer Retro-Renaissance über die Grenzen des
Indie-Marktes hinweg nicht mehr als ein höchst unrealistischer
Wunschtraum bleiben wird. Sicher ist aber auch, dass Nintendo schnell
Antworten auf die baldigen E3-Neuankündigungen der Konkurrenz
liefern muss, um sich überhaupt noch eine Überlebenschance auf
diesem rauen Markt zuschreiben zu können.
Ist
es denn wirklich der richtige Ansatz, primär Casual-Gamer, die sich
mehr und mehr als große (quantitative!) Macht etabliert haben,
bedienen zu wollen? Sind es nicht wir Hardcore-Spieler, die eine
Konsole wirklich lebendig machen und am Leben halten? Wir kaufen doch
die Spiele. Wir stellen den Entwicklern doch jene Ressourcen bereit,
neue Spiele entwickeln zu können. Microsoft hat uns
Hardcore-Spielern jedenfalls mächtig vor den Kopf gestoßen und mit
Sony's Social-Krims und Sharing-Krams können und wollen wir auch
nichts anfangen. Sicher ist es schwer, einen Quantensprung zu
ermöglichen, der eine ähnlich große Reichweite wie jener
Quantensprung besitzt, der mit der Ablösung der PS2/ Xbox die
(mittlerweile wieder) veralte Generation einleitete. Folglich ist es
umso schwerer uns mit Technik und Innovation zu beeindrucken. Wenn
sich technische Innovation und Multimedia-Features als nicht
sonderlich fruchtbar erweisen, so tut es eine Sache besonders:
Spiele. So lautet meine Anfrage: Bitte Sony, Microsoft und Nintendo
gebt dieser Social-Komponente, dem Multimedia-TV und der
Fuchtelwisch-Steuerung die Aufmerksamkeit, die sie verdienen (nämlich
gar keine) und verwendet eure Zeit lieber für die Entwicklung von
bahnbrechenden, aus allen Tennissocken dieser Welt hauenden Games.
Denn anscheinend, gibt's da eine Menge Potential in euren Kisten.
Noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, die neue Konsolen-Ära
steht schließlich noch in den Startlöchern. Ich möchte nicht in
Erwägung ziehen, wirre Zukunftsprognosen aufzustellen und kann
folglich nicht sagen, wohin die Reise des Gaming wohl gehen wird.
Aber ich bin gespannt und gehe mit offenen Armen und offenen Augen
der neuen Generation entgegen.
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