Dienstag, 30. Juli 2013

Nostalgeek: Dragon Quest Monsters


,, Auf der Packung steht Monster drauf? Auf der Packung sind Monster abgebildet? Cool, das Spiel muss einfach nur gut sein!“ Die Beurteilung der Verpackung eines Spiels war in einer Zeit ohne Internet, neben dem Blick in klassische Printmedien, wohl die einzige Möglichkeit, eine Kaufentscheidung abzuwägen. Hielt das Game nicht, was die Packung versprach, hatte man schlichtweg Pech. Mit Dragon Quest Monsters für den GameBoy-Color landete ich nicht nur einen echten Glückstreffer, sondern hatte auch zugleich einen waschechten Konkurrenten für Pokemon Rot, Blau und Co. gefunden. Das Spiel wurde von Publisher Enix 1998 in Japan als Spin-Off der bekannten Dragon Quest-Reihe veröffentlicht. Zwei Jahre Später fand das RPG auch in Europa Einzug.

Wer als Kind Angst hatte, dass man entgegen aller elterlichen Ermutingspraktiken nächtlichen Monsterbesuch bekommt, kann sich sicher gut in den Protagonisten Terry hineinversetzen. Der ist mal wieder zu spät im Bettchen und wird prompt vom gemeinen Monster Warubo überrascht, der es sich nicht nehmen lässt, Schwesterherz Milaya in eine geheimnisvolle Parallelwelt zu entführen. Wer sich sich nun glücklich schätzt, nicht selbst das Opfer zu sein, ist feige. Wer ein Held ist, schlüpft in die Azurblaue Kluft des jungen Terry, nimmt die kurzen Beine in die Hand und springt mit Anlauf samt Pirouette der Schwester hinterher. Also: Ab in die Schublade und hinein ins Abenteuer! In Taiju angekommen, eine kleine Stadt auf einem riesigen Baum, soll Terry im Auftrag des hiesigen Königs nicht nur Milaya retten, sondern auch als frisch ernannter Monster-Master das Sternturnier, ein jährliches Kräftemessen der stärksten Master aus den rivalisierten Städten Taiju und Malta, gewinnen. Mit Erstlings-Monsterkumpel Slime startete man nun die Reise ins erste Dungeon. Bis zum großen Finale des Sternturniers und bis zum Titel des größten ,,Masters“ des Landes, sollte es ein langer Weg sein.

In die komplett zufallsgenerierten Dungeons gelangte man mit Hilfe von Portalen, zu denen je nach Spielfortschritt unterschiedlich Zugang gewährt wurde. In den wald -und höhlenähnlichen Gängen ließen sich vielerlei Gegenstände wie Heilkräuter, Gold oder Fleisch aufsammeln. Und weil Fleisch äußerst schmackhaft ist, konnte man sich diese Eigenschaft zunutze machen, indem man es als Köder zum Monsterfangen benutzte: Die kleinen Kreaturen, die in Zufallskämpfen einzeln oder in Grüppchen auftauchten, konnte man mit einem saftigen Stück Schinken überzeugen, fortan im Heldenteam mitzukämpfen. Maximal drei Begleiter konnte Terry hinterher tapsen – der gebändigte Rest wanderte zu Monsterhüter Prio und verweilte auf der Ersatzbank. Das Monstersammeln war in ,,DQM“ elementar: Fast 1000 verschiedene Monster konnten gebändigt werden. Dabei traf man die Viecher nicht nur in freier Wildbahn an: Wenn man ein seltenes Exemplar sein Eigen nennen wollte, musste man Monster züchten. So paarte man beispielsweise ein Phönix und ein Drache, um mit einem mächtigen Skydrak in die Schlacht ziehen zu können.

Das Kampfsystem ist vergleichbar mit dem von Dragon Quest oder Final Fantasy: So kämpfte man gleichzeitig mit seinen drei Begleitern, die dann rundenbasiert die Gegnertruppe angreifen konnten. Dies geschah entweder beliebig durch den Befehl ,,Los!“, oder kontrolliert, indem man die eingesetzte Technik des Monsters bestimmen konnte. RPG-typisch ließen sich neben elementaren Techniken wie Feuer und Blitz, Zustandsveränderungen wie Schlaf und Gift sowie Heilzauber einsetzen, deren Anwendungshäufigkeit durch MP bestimmt ist.

Hatte man schließlich ein Dungeon-Areal abgegrast, bewegte man sich durch Teleports zur nächsten Ebene. Im letzten Raum angekommen, wurde das Level klassisch mit einem Bosskampf beendet. Die Bosskämpfe waren anfänglich problemlos zu meistern, jedoch zog der Schwierigkeitsgrad im späteren Verlauf rasch an. Toll war, dass jeder Endgegner eine eigene kleine Geschichte zu erzählen hatte: Ich erinnere mich gerne an Golem, der mit aller Kraft den Eingang einer Stadt beschützen wollte, die aber schon längst ausgelöscht war und nur noch in seinem Kopf existierte. Nach dem Sieg, bestand sogar die Möglichkeit, den Endboss zu rekrutieren. So war die Freude besonders Anfangs des Abenteuers groß, wenn neben Slime und Co. ein riesiger Drache mitmischen konnte.

Neben dem generischen Abklappern der Dungeons, war die zweite Aufgabe, sich für das Sternturnier zu qualifizieren. Von Rang G bis Rang A wurden jeweils drei Masterduelle ausgetragen, in denen es weder erlaubt war Heilkräuter zu benutzen, noch die Techniken der Monster kontrolliert anzuwenden, wodurch diese Kämpfe ungemein spannend und schwierig waren.

Die träumerische Musik faszinierte mich als Kind immer besonders. Ich weiß noch, wie ich eines Abends einfach den GameBoy laufen ließ, mich daneben auf den Boden legte und die Augen schloss..



Insgesamt fehlte es etwas an Feinschliff, um König Pokemon vom Thron zu stoßen. Das Gameplay der Pokemon Editionen war zwar weniger anspruchsvoll und komplex, dafür aber insgesamt ausbalancierter. Weil die Kämpfe in Dragon Quest Monsters gen Ende des Spiels immer knackiger wurden, war ein hochgeleveltes Team aus (im besten Falle) gekreuzten Monstern von Nöten, deren Aufzucht eine Menge Lebenszeit verschlang. Auch grafisch konnte das RPG nicht ganz mit der Pokemonreihe der ersten und zweiten Generation mithalten: Die Baumstadt Taiju und ihre Bewohner waren zwar liebevoll gestaltet, jedoch mangelte es an Detailreichtum. Auch die Umgebungsgrafik der Zufallsdungeons fiel sehr generisch und trist aus, während Pokemon im direkten Vergleich mit Bäumen, Gartenzäunen sowie unterschiedlicher  Belichtung punkten konnte.

Nichtsdestotrotz zähle ich DQM zu den absoluten Lieblingsspielen meiner Kindheit. Das Spiel faszinierte, weil das Monsterdesign aus der Feder von Dragonball-Zeichner Akira Toriyama so herrlich verschroben und drollig war und die geheimnisvolle Welt auf ihre ganz eigene Art und Weise so mystisch war. Dragon Quest Monsters war einfach anders und das machte es nicht nur zu einem echten Geheimtipp, sondern auch zu einem tollen Rollenspiel der Generation GameBoy, was sich nicht hinter Pokemon verstecken brauchte.



Im Jahr 2006 und 2011 erschienen die (inofiziellen) Nachfolger der DQM-Reihe, Dragon Quest Monsters - Joker 1&2, für den Nintendo DS. Diese stechen vor allem durch den Zeichenstil Akira Toriyamas heraus, welcher sich in schicker 3D-Optik abzeichnet. Gespielt habe ich jedoch keines der Beiden, wobei ich DQM-J 2 vor Kurzem günstig ersteigert habe und sicherlich bald testen werde.




Einen offiziellen Nachfolger von dem hier vorgestellten DQM gibt es mit Dragon Qest Monsters 2 natürlich auch. In den Versionen ,,Cobi's Journey" und ,,Tara's Adventure" erschien das Spiel für den Game Boy Color jedoch nur in Japan und in den USA. Schade! 
Dennoch gibt es Hoffnung: So soll ein 3DS-Remake der beiden Editionen in der Mache sein. Ob die Neuauflage dann auch einen Weg in den Westen findet, steht in den Sternen - also, DQM-Fans da draußen: Drückt die Daumen, damit Slime und Co. auch herzulande im Taschenmonster-Monopol der Pokemon-Reihe Unruhe stiften können!


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